Interview |
Die TECTON AG Pfäffikon führt für das renommierte Architekturbüro Wild-Bär + Wild aus Zürich seit Jahren Umkehrdächer (Flüssigkunststoff auf Beton) von hochwertigen Wohnbauten aus. Die Gründe, die das Büro immer wieder veranlassen, dieses Abdichtungssystem zu wählen, erläutert Herr Wild im Interview mit unserem Abteilungsleiter Daniel Frei.
Herr Wild, seit wann besteht das Büro Wild-Bär + Wild?
Das Architekturbüro WBW besteht seit 1989. Gegründet wurde das Büro von meiner Partnerin und mir. Inzwischen arbeiten 15 Personen in unserem Büro.
Was sind Ihre Ziele und Ideen?
Das Ziel ist die Planung und Ausführung von anspruchsvollen Bauvorhaben im Bereich Wohnungsbau und Dienstleistung. Wir verfolgen einen klaren Stil, der sich dem modernen Bauen verschrieben hat. Wir wollen jedem Gebäude eine tragende Idee geben, die sich jeweils aus dem Kontext der Topographie, der Situation, der Funktionalität und den Anforderungen der Benützer ergibt. Die Idee, die anfangs dem Gebäude zugrunde liegt, soll bis zuletzt tragend und erkennbar bleiben. Jedes Detail und jede (scheinbare) Kleinigkeit müssen stimmen, damit das Gebäude als homogenes Ganzes erlebbar wird.
Warum kommt der Bauherr zu Ihnen?
Er kommt, weil er ein Gebäude will, das auf ihn zugeschnitten ist, das also Massarbeit für ihn ist. Ein Gebäude, das den Ausdruck einer zeitgenössischen Lebenseinsteilung zeigt. Zu uns kommt typischerweise ein Bauherr, der sich selbst Gedanken darüber macht, wie er bauen will; der es nicht ausschliesslich uns überlässt, sondern im Dialog mit uns die Gebäudeidee entwickeln will; der sich in die Planung einbringen mochte und der auch eigene Vorstellungen hat, die er verwirklicht haben möchte.
Warum verwenden Sie in Ihren Bauten Flüssigkunststoff?
Es ist für uns eine grosse Chance, den Gesamteindruck, den wir erzeugen wollen, durch das Weglassen von optisch störenden Blechanschlüssen zu erzielen. Es ist für unseren Baustil wichtig, eine Abdichtung auf dem rohen Baukörper ausführen zu können, sodass sie praktisch unsichtbar bleibt. Dies erlaubt uns, unsere gestalterischen Ideen besser verwirklichen zu können.
Wieso vertrauen Sie auf das System Umkehrdach?
Es ist unsere Überzeugung, dass Dächer so ausgeführt werden sollten, dass sie mit wenig Aufwand ausbesserbar sind. Die Ausbesserungen sollten so ausgeführt werden, dass nicht das gesamte Dach abgedeckt und die Wärmedämmung vollständig entfernt werden muss. Das Dach sollte nicht vollkommen neu aufgebaut werden mussen, sondern einzelne Probleme können lokal beseitigt werden. Daher kommt unsere Favorisierung des Umkehrdaches.
Auch für uns ist es sehr interessant, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Vieles ist neu und speziell. Wo sehen Sie die Grenzen zwischen Architektur und Bautechnik?
Wir sind es gewohnt, dass wir mit unseren Wünschen auf Widerstände treffen, da wir unübliche Details verwirklichen wie Abdeckungen ohne Spenglerblech und Ähnliches. Kann man nicht einen Stein als Abdeckung verwenden, ohne dass darunter ein Blech sein muss und dass es dennoch dauerhaft schadenfrei bleibt? Wir haben hier in der Schweiz ca. 200 Regentage resp. feuchte Tage pro Jahr. Dadurch haben die Bauteile nicht genügend Zeit, wieder auszutrocknen.
Wir sind also darauf angewiesen, dass die Abdichtungen einwandfrei ohne jede Einschränkung langfristig funktionieren. Weiterhin brauchen wir Partner, die professionell sind, die also in der Lage sind, genau zu beurteilen, was ihr Produkt kann, was ihr Material kann, was sie können, was auch ihre Ausführungscrew kann. Einen Partner des Gestalters, der auch Willens ist, neue Ideen umzusetzen, soweit es verantwortbar ist, und ihn gleichzeitig warnt, wenn es nicht mehr verantwortbar sein sollte. Das sind die Gründe, warum man mit kompetenten Partnern, von denen man weiss, dass sie zuverlässig sind, eine langfristige Zusammenarbeit aufbaut. Die farbliche Anpassungsfähigkeit des Flüssigkunststoffes ist ebenfalls vorteilhaft. Dadurch sind wir in der Lage, die Abdichtungslage jeder Oberflächenfarbe anzupassen. Andererseits gibt es unentwegt neue Materialien und immer neue bautechnische Möglichkeiten. Daher muss
man als verantwortungsvoller Architekt sehr sorgfältig darauf achten, welche davon tatsächlich in Betracht kommen und wo die entsprechenden Erfahrungswerte vorliegen.
Wenn sie nicht vorliegen, muss man für diesen Fall vorsorgen, falls etwas schief geht. Man muss sich also fragen, wie man sich in der Ausbesserung resp. in der Sanierung verhält,und welche Folgen für den Planer und den Bauherrn entstehen, Wenn wir eine neue Konstruktion innert kurzer Zeit mit wenig Aufwand reparieren können, können wir sie auch besser vertreten. Problematisch sind zum Beispiel die neuen Hochleistungswärmedämmungen. Was tun wir, wenn das Produkt in fünf Jahren versagt. Die Antwort heisst bei der Umkehrdachkonstruktion: Wir ersetzen das Produkt mit vertretbarem Aufwand lokal durch ein geeigneteres, das bis dahin auf dem Markt sein sollte.
Herr Wild, vielen Dank für das informative Gespräch.
Für den Beitrag

Quelle: tectonews 2002/12
Die neusten Beiträge