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Der erste Platz in der Kategorie Architektur geht an die Architekten Herzog & de Meuron für ihr Stellwerk auf dem Wolf in Basel. Ein fremdes, undefinierbares Objekt ist im Geleisfeld aus dem Boden gewachsen.
Der Aufbau des Gebäudes ist einfach: Fassaden, Decken und Kern aus Beton, die einzelnen Geschosse nach Bedarf unterteilbar. Ein Leitungsschacht an der einen Schmalseite verbindet die Stockwerke. Das entscheidende aber ist der geschuppte Kupfermantel, in den der Klotz eingewickelt ist. Die Betonwand ist aussen isoliert und hinterlüftet. Die Aussenhaut besteht aus 20 cm breiten Kupferstreifen, die auf einer Lattung befestigt sind. Vor den Fenstern werden die Lamellen um 60 Grad verdreht. Es entsteht ein Abstand zwischen ihnen, der das Tageslicht eindringen lässt. Die Verdrehung wird mit Blechwinkeln bewerkstelligt, die von Befestigungslatte zu Befestigungslatte um 8 Grad steiler werden. Es ergibt sich ein allmählicher Übergang von der senkrechten zur aufgestülpten Lage der Lamellen. Die Schlangenhaut wird durchlässig.


Die Ausführung der Fassadenverkleidung besorgte kein Fassadenspezialist, sondern ein Bauspengler. Die Lamellen wurden in der Werkstatt abgelängt und von unten nach oben in handwerklicher Manier montiert. Es waren keine teuren Werkzeuge nötig, keine technischen Probleme tauchten auf. Die Kupferschuppenhaut ist konstruktiv eine einfache Angelegenheit. Sie hat den Vorteil, dass sie wie ein Faraday-Käfig wirkt, die teure elektronische Geräte im Innern vor elektrischen Störungen von aussen abschirmt. Selbst der Blitz kann dem Stellwerk nichts antun.



Objektdaten
Objekt SBB Stellwerk 4 Auf dem Wolf, Basel
Bauherrschaft SBB Bauabteilung Kreis II, Sektion Hochbau
Architketur Herzog & de Meuron, Harry Gugger, Hans Ueli Suter
TECTON-Team TECTON AG, Rütiweg 3, 4133 Pratteln
Facts
Bruttogeschossfläche: 1’893 m2
Rauminhalt: 8’600 m3
Gebäudekosten: 6,1 Mio. Fr./m3 SIA: Fr. 713
Das Stellwerk 4 ist nicht nur auf dem 1. Platz der Bestenliste. Es wurde auch mit einem Brunei Award 1994 ausgezeichnet. Das ist der Preis, den die Eisenbahngesellschaften aus aller Welt alle zwei Jahre für Eisenbahnarchitektur und -design verleihen.
Quelle: Hochparterre: Zeitschrift für Architektur und Design, Ausgabe 1994/7
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